Sprach-Fehler: der tiefere Sinn des Äh
Sprach-Fehler: der tiefere Sinn des Äh
„Du sagst übrigens ziemlich oft Äh!“ – mit dieser Aussage kann man so gut wie jeden Menschen verunsichern. Denn jeder sagt Ähs oder Äms oder andere Zwischenlaute, um die Zeit bis zum nächsten sinnvollen Gedanken zu überbrücken. Nicht jeder sagt viele, aber, ich würde es mal so sagen: Das „Äh“ ist ein Wort wie jedes andere. Es kommt eben mal vor.
Einer rein subjektiven, auf jahrelanger Beobachtung fußenden Erhebung meinerseites sagen Menschen beim freien Reden 5-6 Ähs oder Äms pro Minute. Im Gespräch häufig wesentlich mehr. Und diese Menge an Begleitgeräuschen blenden zuhörende Personen in der Regel leicht aus. (Es sei denn, sie hatten gerade ein Rhetoriktraining und fokussieren selbst gerade verstärkt auf kleine Makel bei sich und anderen.)
Die Amerikanische Sprachforscherin Larssyn Staley veröffentlichte vor kurzem eine Studie, in der sie den Gebrauch, den Zweck und die Auswirkungen des „Diskurspartikels“ Äh akribisch untersucht – anhand von Restaurantgesprächen mit Servierpersonal. Und sie fand heraus: Ähs helfen sowohl Sprechenden als auch Zuhörenden Gesprächsteilnehmern, Inhalte zu strukturieren, zu betonen oder bewusst zu timen. Die Zeit hat dem „Äh“ und Staleys Experiment einen interessanten Artikel gewidmet, der hier zu lesen ist:
Zeit Wissen: Diskussionspartikel
Die Lektüre dieses Artikels legt nah, Zwischenlaute, sofern sie nicht massiv störende Häufigkeit erlangen, als Segen statt als Fluch zu betrachten.
Wenn du allerdings zu dem Schluss kommen solltest, dass du tatsächlich in störender Häufigkeit Äh sagst, kann es spannend sein, dieses Phänomen zur Baustelle deiner persönlichen Weiterentwicklung zu erklären. Denn die sehr häufige Verwendung von Ähs können darauf hinweisen, dass du Dinge vermeiden möchtest. Zum Beispiel:
- dein Rederecht oder die Aufmerksamkeit der zuhörenden Menschen zu verlieren
- unterbrochen zu werden
- deinen Faden zu verlieren
- dir zu lange Zeit zu nehmen und dadurch andere zu langweilen.
All diese Befürchtungen, ob berechtigt oder nicht, sind mentale Stressmuster, die dir und deinen Zuhörern Energie rauben können. Dann ist das Äh eine Vermeidungsstrategie, um diesen Stress zu bewältigen. Und zu jeder Vermeidungsstrategie gibt es eine bessere Alternative. Du kannst zum Beispiel:
- lernen, Pausen auszuhalten und auf die Kraft deiner Worte zu vertrauen
- auf der Metaebene klarstellen, dass du noch weiterreden möchtest, wenn du unterbrochen wirst
- deine Worte besser vorstrukturieren, um sie für deine Zuhörer spannender zu gestalten
Praktische Tipps und Übungen dazu, wie du deinen Ähm-Faktor reduzieren und deinen rhetorischen BÄM!-Faktor steigern kannst, findest du in meinem Online-Kurs „Souverän sprechen – Spot an für deine Stimme!“. Hier kannst du ihn herunterladen:
Anne Kühl
Dipl.-Sprecherin und Sprechtrainerin
Wie kannst du deine Stimme in einem Verkaufsgespräch optimal einsetzen? Wie lernt man reden? Wie kriegt man schwierige Worte wie "Authentizität" mühelos über die Lippen? Und wie klingst du gut, auch wenn du erkältet bist?
Antworten auf diese und andere Fragen findest du in meinem Blog!
Anne Kühl Dipl.-Sprecherin, Dipl.-Sprecherzieherin
Helmholtzstraße 22 | 22765 Hamburg | Telefon 0049 - 171 - 4890424 | sprechen (at) annekuehl.de
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